Der April macht, was er will. Sonne, Wind, Regen, Schnee, Graupel, Hagel – in den letzten Tagen und Wochen hat sich gezeigt, dass das Frühjahr doch abwechslungsreicher ist, als wir Gärtnerinnen und Gärtner uns das manchmal wünschen.

Chinakohl, Brokkoli, Fenchel und Mairüben sind in Brandis bereits gepflanzt – weiterhin wachsen aber auch die gesäten Möhren, Spinat, Radieschen sowie die gesteckten Zwiebeln, Knoblauchzehen und Erbsen schon gut in den Beeten vor sich hin und warten auf warme Temperaturen

Um möglichst früh mit der Ernte von frischem Gemüse für die Gemüseausgabe in dieser Saison beginnen zu können, haben wir die warmen Temperaturen im März und im April genutzt und in den Gärten und auf dem Feld bereits Möhren, Spinat, Radieschen gesät, Zwiebeln, Knoblauch und Erbsen gesteckt und im Gewächshaus und Frühbeet vorgezogene Kohlrabis, Kopfsalat, Fenchel, Mairüben, Chinakohl und Brokkoli in die Beete gepflanzt.

Kurz vor Ostern haben uns jedoch die ersten Wettervorhersagen über kühlere Temperaturen bis in den Frostbereich unter 0°C erreicht und uns alarmiert. Denn Temperaturen um den Gefrierpunkt bedeuten nicht nur ein viel langsameres Wachstum der Pflanzen, sondern können zu schweren Schäden an den jungen Blättern bis zum kompletten Erfrieren der Pflanzen führen. Auch ein ungewünscht früher Austrieb von Blüten (auch als „Schießen“ von Pflanzen bezeichnet) z.B. bei Fenchel kann als Nachwirkung von Kältestress auftreten. Kühle Temperaturen im Frühjahr haben also einen bedeutenden Einfluss auf den Zeitpunkt, die Menge und die Qualität unserer Gemüseernte.

Da wir als Gärtnerinnen und Gärtner auf das Wetter keinen merkbaren Einfluss haben, haben wir uns in den letzten Monaten zumindest einiges einfallen lassen und in die Tat umgesetzt, um unsere Pflanzen vor kühlen Temperaturen zu schützen.

mehr als 3000 Jungpflanzen in unserem Gewächshaus

Zum einen ziehen wir bereits seit Februar wärmeliebende und kälteempfindliche Pflanzen in unserem Gewächshaus und in Frühbeetkästen vor. Anfangs waren das einige Dutzend. Mittlerweile sind es schon mehr als 3000 Pflanzen, die dort dicht gedrängt und auf zwei Ebenen in Pikierpaletten und Pflanzentöpfen neben den Keimlingen in Aussaatschalen stehen. Bei sonnigem Wetter klettern die Temperaturen hier auch schnell mal auf 30°C und mehr, so dass wir die Fenster zum Abkühlen öffnen müssen, um Hitzestress zu vermeiden. Nachts wird es jedoch nicht nur draußen, sondern auch im Gewächshaus durch die dünnen Glaswände wieder kalt. Um die Nachttemperaturen für einige empfindliche Pflanzen etwas abzumildern, gibt es in einem Frühbeetkasten im Gewächshaus dauerhaft eine elektrische Heizmatte mit einem Thermostat, das die Heizmatte aktiviert, sobald im Frühbeetkasten eine Temperatur von 12°C unterschritten wird.

der Fenchel wird mit Vlies abgedeckt – vor dem Frost

Darüber hinaus haben wir in den letzten Wochen vor allem auf dem Feld in Brandis Abdeckvlies über die Beete von Spinat, Fenchel, Brokkoli, Chinakohl, Radieschen, Erbsen, Frühmöhren und Mairüben gezogen. Diese schützen die Pflanzen nachts vor Kälte bzw. Frost und halten tagsüber den kalten Wind fern und verringern dadurch Temperaturschwankungen.

Trotz dieser schon vorhandenen Kälteschutzmaßnahmen haben uns die vorhergesagten Nachttemperaturen bis -2°C für die Woche nach Ostern aber nochmal vor eine größere Herausforderung gestellt. Nach einer Krisensitzung / Dienstbesprechung am Dienstag in der beheizten Laube im Garten 39 in Stünz haben wir die bisherigen Kälteschutzmaßnahmen noch einmal erhöht. Denn bei so kalten Temperaturen besteht auch im Gewächshaus Frostgefahr. Wir haben also einen zweiten Heizer an das Thermostat angeschlossen, der das gesamte Gewächshaus mitheizt. Außerdem haben wir einige Hundert Jungpflanzen, die wir zum Abhärten bereits draußen abgestellt haben, in den Wintergarten einer Gartenlaube evakuiert und ebenfalls mit einem Heizer mit Thermostat ausgestattet. Zum Abschluss der Kälteschutzmaßnahmen nach Ostern haben wir auch die Radieschen und die Anfang April gepflanzten Kohlrabis und Salate in Stünz mit Vlies abgedeckt.

die kräftigeren Jungpflanzen im Wintergarten-Notquartier

Laut den Wettervorhersagen ist die Frostgefahr auch für die kommende Woche noch nicht ganz vorbei. So weit wir es bisher überblicken können, waren unsere Schutzmaßnahmen durchaus erfolgreich. Den Jungpflanzen im Gewächshaus, Wintergarten und Frühbeeten geht es gut. Einige Kälteschäden sind uns aber trotz Vliesabdeckung bereits an der Blattfärbung des Fenchels aufgefallen. Eventuelle weitere Schäden und Auswirkungen des kühlen Wetters werden uns erst in den nächsten Tagen und Wochen auffallen. Aber auch wenn erst einmal keine weiteren Kälteschäden sichtbar werden, sorgen die aktuell eher kühlen Temperaturen trotzdem für ein langsameres Wachstum der Pflanzen.

Ihr seht, es bleibt spannend und weiterhin etwas offen, wann uns die Ernteflut aus Brandis erreicht. Wir tun unser bestes, um trotz der nicht unüblichen Wetterschwankungen im Frühjahr eine gute Ernte für uns alle hinzukriegen und bald in den Genuss des frischen Gemüses aus Stünz und Brandis zu kommen. Um die Temperaturschwankungen noch effektiver ausgleichen zu können, könnten wir gut mehrere Gewächshäuser oder Frühbeete gebrauchen. Die werden wir dann hoffentlich in der nächsten Saison für das frühe Gemüse einsetzen können, wenn wir es schaffen, sie gemeinsam dieses Jahr aufzubauen. Aktuell müssen wir erst einmal mit dem Wetter leben und sehen, wie die Pflanzen so wachsen.

Wenn ihr auch Lust habt, zu sehen, wie es mit dem Gemüse in Stünz und Brandis voran geht, könnt ihr gern vorbeikommen und natürlich mitgärtnern. Ansonsten halten wir euch hier auf unserem Blog auch weiterhin auf dem Laufenden.

 


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