Der Winter bringt die wohl verdiente Ruhe für das Gärtner*innen-Team und in diesem Jahr sogar Schnee auf das Feld. Obwohl es angekündigt war, hat es uns doch überrascht. Im letzten Moment wurden das Kohl-Fass zur Isolation gegen die Kälte mit einer besonderen Art des Iglu-Baus (einer schützenden Schicht aus mit Schnee gefüllten Kisten) bestückt. Und es hat funktioniert! Der Kohl hat die eiszeitlichen Temperaturen gut überstanden.

Danach fuhr ich, Martha aus dem Gärtner*innen-Team, an den nördlichen Rand der Lüneburger Heide auf den Hof Wörme um ein Tier-Praktikum im Rahmen der biologisch-dynamischen Ausbildung zu machen.

Hier läuft die Zeit ganz anders, als in unserer kleinen Solawi. Ich stehe früh auf, um dann um 6:00 Uhr im Ziegenstall zu stehen und beim Melken und versorgen der Tiere zu helfen. Eine gemeinsame Frühstücks-, Mittags- und Tee-Pause bestimmen den Tag, der dann im arbeitsbezogenen Sinne um spätestens 18:30 Uhr sein Ende findet.

Ich möchte diese Plattform nutzen, um euch einen kleinen Einblick von der Ziegenhaltung auf Hof Wörme zu geben, von der ich sehr begeistert bin. Die Ziegen werden hier mit so viel Liebe und Leidenschaft versorgt und verwöhnt, dass es eine Freude ist Teil daran zu haben. Die Ställe sind sehr groß und bieten in den meisten Fällen Möglichkeiten zum Klettern und einen Außenbereich. Die Herde besteht aus 36 Tieren, davon 2 Böcken, 19 Milchziegen und 15 Zicklein, wovon die männlichen Tiere kastriert sind, also Hammel genannt werden.

Die Milchziegen werden alle von Hand gemolken. Dafür springen sie freiwillig auf die Melkbank, wo Ihnen die Zeit mit etwas gequetschem Hafer versüßt wird. Die meisten Tiere finden den Hafer super lecker und gleichzeitig gibt es Ihnen etwas mehr Kraft, die für die Milchproduktion gebraucht wird.

Mittlerweile kenne ich die Namen der ganzen Ziegen schon recht gut, da ich täglich die Möglichkeit habe beim Melken oder beim Füttern zu helfen. Und jeden Tag gibt es frische Äste von wahlweise Eiche, Traubenkirsche, Fichte oder Kiefer. Die Ziegen lieben es frische Knospen zu knabbern und die Rinde abzuscharben. Die Vorlieben der Ziegen im Bezug auf Ihr Futter hat mich teilweise sehr erstaunt. Ich finde es eine lustige Eigenheit, dass sie grundsätzlich nichts fressen wollen, was ihnen einmal aus dem Maul gefallen ist und auf dem Boden lag. Wird der Dreck aber abgewaschen, ist das Futter durchaus wieder attraktiv. Außerdem haben wir den Ziegen den vom Frost geschädigten Superschmelz und Zwiebellaub gefüttert und die Ziegen fanden es richtig gut!

Als der Schnee noch die Zaunteile versteckt hatte, sind wir fast täglich eine Runde spazieren gegangen. Es ist schon etwas ganz besonderes eine Ziegenherde über schneebedeckte Felder und durch kleine Waldstückchen zu treiben. Wegen der schon erwähnten Leidenschaft Knospen und Rinde zu fressen, hatten wir einiges zu tun, die Tiere davon abzuhalten die jungen Bäume zu verbeißen.

Jetzt, wo der Schnee wieder geschmolzen ist, werden die Ziegen täglich auf die Weide gebracht. Mit den Fahrrädern an der Spitze und am Ende der Herde begleiten wir sie zum eingezäunten Stück.

Es ist lustig und super interessant die Ziegen untereinander zu beobachten. Je mehr ich mit Ihnen arbeite, desto mehr verstehe ich von Ihren Eigenheiten und vielleicht auch von Ihrer Kommunikation untereinander. Anders als die Böcke stoßen sie uns Menschen nur versehentlich. Untereinander jedoch herrscht ein wildes Gerangel um den besten Platz am Heunetz oder am leckersten Ast. Es ist schon erstaunlich, mit was für einer Wucht sie einander boxen. Entweder Höhner auf Höhner, oder auch voll in die Seite. Häufig gehen sie danach wieder auseinander, ohne, dass ich erkannt habe, wer der Sieger ist. Eins ums andere Mal habe ich beobachtet, wie sie sich nach dem Krachen von Horn auf Horn vorsichtig die Schnauzen zu dem jeweils andere Gesicht strecken, um sich vermutlich Frieden anzubieten. Ansonsten konnte ich bisher eher selten erleben, dass sich die Ziegen untereinander lecken oder kraulen. Aber am Ende eines jeden Tages finden sich die Generationen einer Familie wieder zusammen und verbringen aneinandergedrängt die Nacht. Morgens früh um 6:00 Uhr, wenn wir das Licht im Stall zum melken anmachen, liegen sie dann alle da: Oma mit Tochter und Enkeln. Das ist ein herrliches Bild.

Schnell passiert es, dass wir fast zu viel Zeit bei und mit den Ziegen verbringen und der Garten etwas in den Hintergrund rückt. Trotzdem beginnen wir hier schon mit der Aussaat von Salat, Mangold, Lauchzwiebeln und Kohlrabi für die Gewächshäuser und Folientunnel.

Die Arbeit mit den Ziegen macht mir wirklich Spaß und doch vermisse ich unser Feld in Brandis.

Viele Grüße und bleibt gesund

Eure Martha


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